Kritik an dem Kreditantrag von AIDA Cruises – Ist diese gerechtfertigt?

Kritik an dem Kreditantrag von AIDA Cruises – Ist diese gerechtfertigt?

© www.kreuzfahrt-aktuelles.de
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Vielfach kommt insbesondere in den sozialen Medien Kritik an dem Kreditantrag von AIDA Cruises auf – Ist der Antrag legitim?

Weltweit sind nahezu alle Menschen und Wirtschaftszweige von der aktuell omnipräsenten Corona-Pandemie und deren Folgen betroffen. Im wirtschaftlichen Bereich ist vor allem die Touristik und damit auch die Kreuzfahrtbranche enorm gebeutelt. Seit Monaten kämpfen die Unternehmen darum, liquide zu bleiben um nicht der Krise zum Opfer zu fallen. So auch die Rostocker Reederei AIDA Cruises, die dafür zahlreiche kostensparende Maßnahmen durchgesetzt hat. 

AIDA Cruises hatte innerhalb der letzten Wochen und Monate besonders viele Rückschläge beim Versuch der Wiederaufnahme des Betriebes hinnehmen müssen. Am 17.10.2020 konnte mit der AIDAblu endlich wieder eines der Kussmundschiffe Fahrt aufnehmen. Doch nach der erste Kreuzfahrt musste aufgrund von neuen Corona-Risikogebieten bereits umgeroutet werden und nach der zweiten Kreuzfahrt war der Neustart bereits wieder beendet – durch den deutschen „Lockdown Light“ im November 2020 hatte auch AIDA Cruises beschlossen die Kreuzfahrten im November wieder auszusetzen. Und das, obwohl mit der AIDAmar und AIDAperla zwei weitere Kreuzfahrtschiffe der Flotte den Dienst wieder aufnehmen sollten. 

Trotz all der Rückschläge gelang es der AIDA Cruises sich bisher erfolgreich weitestgehend eigenständig über Wasser zu halten. Dennoch wurden die Mitarbeiter frühzeitig im Mai 2020 in Kurzarbeit geschickt. An dieser Stelle begannen bereits die Diskussionen um die finanzielle Unterstützung des Unternehmens. Zum Hintergrund: AIDA Cruises gehört der italienischen Costa Gruppe an, diese wiederum ist eine der operierenden Gesellschaften der amerikanischen Carnival Corporation – dem größten Kreuzfahrtkonzern der Welt. 

Dennoch ist die finanzielle Unterstützung in Form von Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter an den deutschen Standorten in diesem Falle gleichwertig legitim wie in jedem anderen Unternehmen, denn die Mitarbeiter, die in Kurzarbeit geschickt wurden, zahlen selbstverständlich auch in Deutschland in die Arbeitslosenversicherung ein. Dieser Vorgang hat nichts mit angeblicher Zahlung von Steuergeldern zu tun. So wird dies oftmals von Kritikern vorgeworfen.

Wie bereits erwähnt konnte AIDA Cruises bisher die Wirtschaftlichkeit aus eigener Kraft hochhalten, trotz legitimer Unterstützung im Bereich der Kurzarbeit. Vor wenigen Tagen wurde nun bekannt, dass AIDA Cruises einen Kredit über 400 Millionen Euro beantragt hat. Daraufhin wurden die kritischen Stimmen wieder laut. Mit Blick auf die Fakten ist der Antrag des Kredits allerdings ein vollkommen legitimer Vorgang. Hinzu kommt, dass AIDA nicht etwa Staatsgelder haben möchte, die nicht mehr zurückgezahlt werden müssen, sondern einen Kredit, wie er tagtäglich in diversen Höhen von Banken an Unternehmen vergeben wird. 

Der Kredit für die Rostocker Reederei AIDA Cruises wurde durch ein Bankenkonsortium angefragt. Zu diesem Konsortium zählen unter anderem JP Morgan oder auch Goldmann Sachs. Wie so üblich ist vorneweg auch die KFW Ipex Bank zu nennen. Der Kredit, der beantragt wurde, wird bei Genehmigung über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds laufen. Der Kredit muss entsprechend zurückgezahlt werden – obwohl so mancher glauben mag, dass AIDA Cruises die Gelder geschenkt bekommen würde, doch wie bereits beschrieben handelt es sich um einen Kredit und um kein Geschenk.

Aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds haben bereits Unternehmen wie die TUI AG oder auch die Deutsche Lufthansa AG mehrere Milliarden Euro erhalten. Die TUI AG soll gar derzeit einen erneuten Antrag gestellt haben, dieser soll sich wieder oberhalb der 1,5 Milliarden Grenze bewegen. Die ausgezahlten, wie auch die angefragten Kredite aus dem Fonds werden durch die Bundesregierung abgesichert. Hierbei handelt es sich um einen vollkommen gängigen Vorgang. 

Alleine aus den genannten Punkten geht bereits hervor, dass die vielen kritischen Stimmen gegen die Vergabe eines Kredits an AIDA Cruises oftmals nicht ausreichend informiert sind. Zudem kann mit Recherche dargestellt werden, weshalb der Kredit sogar extrem legitim ist – vor allem auch aus deutscher Sicht, denn schließlich wird der Kredit durch die Bundesregierung abgesichert. 

Mit einem Blick auf die Belegschaft von AIDA Cruises wird bereits im Ansatz erkennbar wieviele Arbeitsplätze eigentlich in Deutschland an diesem Unternehmen hängen, denn alleine in Hamburg und dem Sitz in Rostock werden 1500 Mitarbeiter direkt von AIDA Cruises beschäftigt. Für diese Mitarbeiter werden in Deutschland Lohnnebenkosten und Sozialversicherungsbeiträge entrichtet. Zudem zahlen die steuerpflichtigen Mitarbeiter natürlich auch ihren entsprechenden Steuersatz. Als Arbeitgeber hat AIDA Cruises besonders in Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Stellung, denn dort stellt AIDA Cruises einen der wichtigsten und größten Arbeitgeber dar. 

Doch damit nicht genug, zu beachten gilt es neben den direkten Beschäftigten auch die indirekten Beschäftigungen. Hier kann sich beispielsweise auf tausende Mitarbeiter von Zulieferern der Schiffe bei Aufenthalt in den Häfen bezogen werden. Ebenfalls stärkt AIDA die Wirtschaft in Deutschland mit seinen Neubau-Bestellungen in Papenburg bei der Meyer Werft, diese beschäftigt ebenfalls tausende Mitarbeiter und unterstützt mit ihren Aufträgen abertausende weitere Mitarbeiter von anderen deutschen Unternehmen. Auch die Liegegebühren, die in Deutschland entrichtet werden, legitimieren durchaus, dass es nicht notwendig ist, AIDA Cruises nicht zu unterstützen. 

An dieser Stelle sind auch die Daten und Fakten aus der Impact Studie aus dem Jahr 2019 heranzuziehen. Die Studie hatte den Auftrag den wirtschaftlichen Einfluss von AIDA Cruises in Deutschland im Bezug auf mittelbaren und unmittelbaren Einfluss darzustellen. 

In der Studie wird festgestellt, dass AIDA Cruises im Bezug auf Gesamteuropa einen wirtschaftlichen Beitrag von 5,3 Milliarden Euro geleistet hat. Mittelbar, wie auch unmittelbar unterstützte AIDA Cruises mit seiner Tätigkeit rund 27.000 Arbeitsplätze. Im Bereich der Versorgung der Schiffe wurden 3300 Unternehmen mit Aufträgen der Reederei unterstützt. Zudem wurden rund 1,1 Millionen Urlauber aus Europa befördert. 

Der wirtschaftliche Beitrag von 5,3 Milliarden Euro bezieht sich in diesem Fall auf die Gästeaktivitäten, die Hafenkosten, An- und Abreise der Passagiere, Beschäftigung und Entwicklung, Schiffbau (Beispiel: derzeit noch zwei offene Bestellungen bei der Papenburger Meyer Werft) und weitere Einkäufe. 

5,3 Milliarden Euro Gesamt in Europa teilen sich wie folgt auf: 

  • Deutschland – 3,4 Milliarden Euro / 15.611 Arbeitsplätze / 931.981 Passagierbewegungen
  • Spanien – 405 Millionen Euro / 2485 Arbeitsplätze / 1,7 Millionen Passagierbewegungen
  • Italien – 250 Millionen Euro / 1280 Arbeitsplätze / 706.198 Passagierbewegungen
  • Norwegen – 173 Millionen / 560 Arbeitsplätze / 646.927 Passagierbewegungen
  • Frankreich – 93 Millionen / 465 Arbeitsplätze / 358.874 Passagierbewegungen

Um die genannten Zahlen einmal auf den deutschen Markt, beziehungsweise auf Deutschland herunterzubrechen, gilt es sich folgende Zahlen anzuschauen: 

Wirtschaftsleistung in Deutschland

  • Wirtschaftliche Leistung von 3,4 Milliarden Euro in Deutschland
  • Mittelbare und Unmittelbare Sicherung von 15.611 Arbeitsplätzen in Deutschland
  • Auftragsvergaben an 2645 Unternehmen
  • Unterstützung von kleinen Unternehmen bis hin zu Großkonzernen

Um etwas tiefer auf den wirtschaftlichen Einfluss einzugehen, können die genannten Zahlen innerhalb der Studie auch auf einzelne Regionen heruntergebrochen werden. So etwa auf Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Kiel:

Mecklenburg-Vorpommern

  • 209,2 Millionen Euro wirtschaftliche Leistung 
  • Mittelbare und unmittelbare Sicherung von 1802 Arbeitsplätzen
  • Auftragsvergaben an 351 Unternehmen

Hamburg

  • 595 Millionen Euro wirtschaftliche Leistung
  • Mittelbare und unmittelbare Sicherung von 2595 Arbeitsplätzen
  • Auftragsvergaben an 758 Unternehmen

Kiel

  • 40,2 Millionen Euro wirtschaftliche Leistung 
  • Mittelbare und unmittelbare Sicherung von 277 Arbeitsplätzen 
  • Auftragsvergaben an 23 Lieferanten 

Behalten wir den Blick auf die Werte in den Norddeutschen Regionen, so kommt also eine wirtschaftliche Leistung von 1,6 Milliarden Euro zusammen. Weiterhin wird hier von 8414 Arbeitsplätzen profitiert, Aufträge werden summiert an 1400 Unternehmen vergeben. 

Auch der Schiffsbau darf an dieser Stelle innerhalb Deutschlands nicht vergessen werden, denn unter anderem profitieren die Meyer Werft, die zugehörige Neptun Werft oder auch Caterpillar von AIDA Cruises. Ebenfalls sind auch deren Zulieferer von den Tätigkeiten der AIDA Cruises betroffen. Derzeit befinden sich 14 Kreuzfahrtschiffe in der Flotte von AIDA Cruises – ein Großteil hiervon wurde auf der Papenburger Meyer Werft gefertigt. So wurde etwa die Sphinx Klasse, die sieben Schiffe umfasst, in Papenburg gebaut. Auch die aktuellen LNG Kreuzfahrtschiffe, von denen sich AIDAcosma und ein Neubau für 2023 noch im Bau befinden, werden in Papenburg hergestellt und stützen neben der Meyer Wert auf ihre Zulieferer und Subunternehmen von denen viele aus Deutschland kommen. 

Um einmal über genauere Zahlen zu sprechen: Innerhalb der letzten 13 Jahre wurden acht Schiffe von AIDA Cruises in Deutschland gefertigt. Stand 2023 werden es 15 Schiffe sein. Die sieben Schiffe der Sphinx Klasse hatten in etwa ein Auftragsvolumen von summiert 2,45 Milliarden Euro. Das Volumen der AIDAnova soll bei rund einer Milliarde Euro liegen. So auch bei den beiden folgenden LNG Kreuzfahrtschiffen. So sprechen wir an dieser Stelle von Investitionen in den deutschen Schiffbau von insgesamt über 5 Milliarden Euro innerhalb von 15 Jahren. 

An dieser Stelle sind die zusätzlichen, dreistelligen Millionenbeträge, die in den Umweltschutz und in die Forschung investiert wurden. Derzeit werden diese Gelder für die Weiterentwicklung und die Forschung an der emissionsfreien Schifffahrt genutzt. 

Neben den Bauten aus Papenburg wurden auch weitere Kreuzfahrtschiffe in Deutschland gefertigt: AIDAvita (Baujahr 2002) und AIDAaura (Baujahr 2003) wurden in Wismar gefertigt. Auch bei AIDAperla und AIDAprima, die beide in Japan gefertigt wurden, hatten deutsche Zulieferer ihre Finger im Spiel. 

Die genannten Zahlen, die sich auf Deutschland und Europa bezogen haben, können auch auf die weltweite Leistung gerechnet werden. In diesem Fall erhöht sich der wirtschaftliche Beitrag nicht zuletzt auch dadurch, dass AIDA Cruises im Gesamten 289 Destinationen ansteuert. Im Jahr 2019 wurden 3102 Anläufe durch Kreuzfahrtschiffe der AIDA Cruises verzeichnet. Jeder einzelne Anlauf brachte unterschiedliche Gelder in die Häfen und Städte – unter anderem flossen natürlich Hafengebühren. 

Zur Vervollständigung gilt es hier nun auch die allgemeine Touristik einmal in die deutsche Wirtschaftsleistung einzuordnen. Der Tourismus setzt rund 105,3 Milliarden Euro, dies entspricht circa 3,9% des deutsche Bruttoinlandsproduktes. 3 Millionen Menschen sind in Deutschland in der Touristik beschäftigt. Zum Vergleich: Der Einzelhandel setzt in Deutschland 3,3% des BIP um, der Maschinenbau 3,5% – diese Zahlen zeigen erneut die Wichtigkeit der deutschen Tourismusbranche auf. 

Um die Höhe des Kredits einmal einordnen zu können gilt es zu wissen, dass Michael Thamm, CEO der Costa Gruppe (AIDA Cruises / Costa Corciere) zuletzt mitgeteilt hatte, dass es derzeit einen Umsatzausfall in Höhe von 400 Millionen Euro monatlich geben würde. Wie hoch dieser Ausfall bei der AIDA Cruises ist, ist unbekannt, doch die Zahlen zeigen auf, dass sich AIDA Cruises mit diesem Kredit lediglich ein kleines Liquiditätspolster sichern möchte. In einem Rahmen, der wie oben aufgeschlüsselt, durchaus legitim ist. 

Betrachtet man also gesamthaft alle Fakten kann man nur zu dem Schluss kommen, dass der Kreditantrag von AIDA Cruises absolut gerechtfertigt ist und dir Kritik daran ungerechtfertigt ist.

Hier findet ihr noch einen Videobeitrag zum Thema von unserem Schwesterportal Schiffe und Kreuzfahrten:

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