Stad-Skipstunnel: Norwegen baut weltweit ersten Tunnel für Personen- und Frachtschiffe

Stad-Skipstunnel: Norwegen baut weltweit ersten Tunnel für Personen- und Frachtschiffe

© The Norwegian Coastal Administration/Snøhetta
© The Norwegian Coastal Administration/Snøhetta

Norwegen baut weltweit einzigartigen Schiffstunnel im Westen des Landes

Bereits seit mehreren Jahren ist in Norwegen ein Projekt rund um einen Schiffstunnel für Fracht- und Passagierschiffe im Gespräch, doch so richtig realistisch wurde dieses weltweit einzigartige Vorhaben erst im Dezember 2020. In diesem Monat wurden seitens der norwegischen Regierung die finanziellen Mittel in Höhe von rund 3,45 Milliarden Norwegische Kronen (etwa 330 Millionen Euro) für den „Stad-Skipstunnel“ in den Haushaltsplan für 2021 aufgenommen. 
Allerdings ist damit das ehrgeizige Bauprojekt noch nicht vom Parlament genehmigt. Dieser Schritt fehlt noch, jedoch geht man davon aus, dass die Zustimmung erteilt wird, denn es handelt sich auch um eine Maßnahme für die Schiffssicherheit in der Region Westnorwegens bzw. der Provinz Vestland. Auch von Umweltverbänden ist nicht mit Widerstand zu rechnen.

Derzeit müssen Schiffe, die vom Moldefjord in den Vanylvsfjord einfahren möchten, die Halbinsel Stadlandet umfahren. Hierbei handelt es sich um eines der witterungstechnisch unbeständigsten Seegebiete Norwegens (die sogenannten Hustadvika-Gewässer). Immer wieder kommt es hier zu starken Winden und hohen Wellen, die immer wieder zu Zwischenfällen im Schiffsverkehr führen. Der letzte größere, bekannte Vorfall ereignete sich dort am 23. März 2019 als das Kreuzfahrtschiff Viking Sky von Viking Ocean Cruises mit einem Motorschaden manövrierunfähig bei rauer See auf die Küste und Felsen zutrieb. Die Passagiere erlebten dort die Kraft des Ozeans auf einem Schiff, das nicht mehr steuerbar war. Das Gebiet, in dem es zu diesem Vorfall kam, ist berühmt berüchtigt für schlechte Wetterlagen.

Der geplante „Stad-Skipstunnel“ dient auch dazu dieses raue Seegebiet zu umfahren. Somit dient es der Schiffssicherheit. Der 1,7 km lange Tunnel soll 49 Meter hoch und 36 Meter breit werden. Die Wassertiefe in der Fahrrinne soll 12 Meter betragen und somit könnten maximal Schiffe mit einer Höhe von 37 Metern den Tunnel durchfahren. Die Maße zeigen somit, dass der Tunnel für die „gängigen“ Kreuzfahrtschiffe nicht passierbar sein wird.

Für besonders kleine Kreuzfahrtschiffe, Frachtschiffe und insbesondere von Fähren bringt es neben einem sichereren Fahrtgebiet auch den Vorteil von einer größeren Zeitersparnis. 
Insbesondere auch für die in Norwegen viel vertretenen Hurtigruten-Schiffe bietet dies Vorteile in Form von kürzeren Fahrzeiten und weniger Verspätungen. Bei einer Geschwindigkeit von 8 Knoten (15 km/h) soll die Fahrzeit durch den Tunnel knapp 10 Minuten betragen.

Bereits Ende des aktuellen Jahres könnte Baubeginn sein, sollten alle Voraussetzungen dafür geschaffen sein. Nach derzeitigem Stand ist die Inbetriebnahme für das Jahr 2025 vorgesehen. Für den Tunnel müssen erhebliche Mengen von Gestein aus der 300 Meter hohen Bergkette entfernt werden, durch die der Tunnel führen soll. Erfahrungen beim Bau eines solchen Tunnels hat man weltweit nicht, sodass hier auch mit Innovationen zu rechnen ist.

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